Sonntag, 23. August 2009

Die Kinderkriegerbeobachtung...


Kommen wir zu denjenigen, welche vor kurzem Kinder geboren haben bzw. aktiv am Zeugungsprozess beteiligt waren. Nachfolgend als Mütter bzw. Väter bezeichnet. Wie ich schon mehrfach angedeutet habe, bezeichne ich dieses Jahr, 2009, als das Jahr der Kinderkrieger. Das Wort Kinderkrieger bezeichnet dabei nicht kleine Soldaten die mit Gewehren, größer als sie selbst, durch den afrikanischen Busch stürzen und darauf trainiert wurden einsame Touristengruppen oder feindliche Kampfgruppen in Ihre Gewalt zu bringen. Meinem Verstaendnis nach sind Kinderkrieger Menschen wie du und ich, die es in diesem Jahr dazu gebracht haben entweder Vater oder Mutter, zumindest jedoch schwanger zu werden. Die Tatsache das ich bisher nicht dazu gehöre verdanke ich einzig und allein meiner keuschen Lebensweise und meinem Motto „don’t drink and fuck“.

Doch nun zu meiner Beobachtung, für die ich im Gegensatz zu meiner Sockentheorie leider noch keine Erklärung gefunden habe. Nicht einmal einen Ansatz, denn je mehr ich darüber nachdenke umso mehr Fragen eröffnen sich mir.
Das Gebären von Kindern ist meiner Beobachtung nach also mit einer signifikanten Änderung der Wahrnehmung von Raum und Zeit aller Beteiligten verbunden. Dies hat sich mir in diesem Jahr bereits mehrfach gezeigt und es gilt auch hiefür eine naturwissenschaftliche, mindestens jedoch eine psychologische, Erklärung zu finden. An einem Beispiel möchte ich kurz erläutern, was ich selbst bei Männern entdecken konnte, die ich in den entsprechenden Bereichen für noch wesentlich abgestumpfter gehalten habe, als ich es selbst zu sein vermag.

Die Geburt beginnt also mit dem Einsetzen der Wehen oder als Kaiserschnitt geplant mit dem verabreichen des Anästhetikums… aber das ist ja alles bekannt und würde hier jetzt auch zu weit führen, zumal ich mich mit meinem Halbwissen da zu weit aus dem Fenster lehnen müsste. Aufgebrachte Mütter möchte ich natürlich auch nicht gegen mich wissen…

...Das Kind ist also auf der Welt. Manchmal sind es sogar mehrere – das würde meine Beobachtung vorraussichtlich viel spannender machen, aber dahingehend habe ich leider keine Erfahrungswerte. Ich rufe euch also auf: GEBAERT ZWILLINGE – Kaiserschnitt verboten!

Noch mal, das Kind ist da und die Mutter wieder wach und bei Sinnen (gleiches gilt für die Väter) und dann nehmen die Dinge ihren Lauf. Die technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts erlauben, anders als die Krankenhäuser an sich, welche es gegebenenfalls mittlerweile tolerieren, die Übermittlung von Kurznachrichten mithilfe von Mobiltelefonen. Das Mobiltelefon wird also in Betrieb genommen, da die neuesten Modelle erst ein Betriebssystem starten müssen, kann es vorkommen das die Zwischenzeit (nach Eingabe des PIN) zum Stillen genutzt wird und dann wird auch schon losgeschrieben. Es wird in der Regel eine SMS an den engsten Freundes und Familienkreis verfasst. Diese Kurzmitteilung (SMS) ist das Objekt meiner Verwunderung, denn ist sie in nahezu allen Fällen recht kurz gehalten, strotzt sie doch in der Regel vor einer Fülle von Details die sie mit der Kennzeichnung (Typenschild) einer technischen Einrichtung vergleichbar macht.

Beispiel:
Heute um 4 Uhr 32 MESZ erblickte Peter, mit einer Größe von 49,3 Zentimetern und einem Gewicht von 3847 Gramm im Kreiskrankenhaus Oberammergau das Licht der Welt. Wir sind wohlauf. Bis später. Gudrun

Oftmals wird diese SMS Tage spaeter um eine aehnlich lautende Email ergaenzt in deren Inhalt sich weitere Details wie Haarfarbe und das Verhaeltnis zur Nahrungsaufnahme widerspiegeln koennen.

Hinweis:
Meine Lieben verschont mich auch weiterhin nicht mit dieser Art von Mitteilungen. Der Grundgedanke ist super und ich kann euch versichern, dass ich mich in den Allermeisten Fällen sehr für alle Beteiligten freue, auch wenn ich wiederum in einigen wenigen Fällen lieber Absender, als Empfänger einer solchen Nachricht gewesen wäre.

Die Frage, welche sich mir nun immer wieder stellt ist folgende: Wieso legen Menschen die für gewöhnlich alle Fünf haben gerade sein lassen, mit der Geburt ihres Kindes auf einmal soviel Wert auf Details?

Wurde 4 Uhr 32 nicht seit jeher als halb Fünf bezeichnet? Waren nicht 49 Zentimeter zuvor ein halber Meter? Sind dreitausendachthundert siebenundvierzig Gramm nun nicht mehr rund Vier Kilo? Müsste denn sonst im Umkehrschluss nicht hinter den Namen des Krankenhauses auch ein Link zu Google Maps zumindest jedoch GPS Koordinaten? Das sind Fragen die mir Ihr Mütter und Väter beantworten müsst. Ich bin mir sehr sicher, dass wenn ich nicht aufgrund dieses Artikels, der Ersten Kommunikation meiner Vaterschaft einen komplett anderen Anstrich gebe, ich eine ähnliche Botschaft verkünden werde.

Ist damit denn auch schon meine Frage beantwortet? Schreibt man das so, weil man es so schreiben muss? Weil es jeder so schreibt? Schreiben eventuell die Hebammen vor, sodass man nur noch die jeweiligen Telefonnummern eintragen muss. Gibt es eventuell eine Vorlage in handelsüblichen Mobiltelefonen, welche die Eingabe dieser Daten (so eine Art Stammdatenmaske) verlangt? Ist es einfach dieses Gefühl der Freude das man als junge Mutter bzw. als junger Vater empfindet oder ist es die Angst irgendwann in die tränenschweren Augen des eigenen Nachwuchs blicken zu müssen, weil man die simpelsten Fragen nicht zu beantworten vermag?

Wie groß war ich genau? Wann genau bin ich geboren? Wie viel Kinderriegel entsprechen dem Gewicht, dass ich als Baby auf die Waage gebracht habe?

Dann ist lockerbleiben angesagt. "Schatz nimm dir mein Handy und guck bei den gesendeten Objekten"...

Fakt ist einfach, dass ich weder ein 3814 Gramm schweres Baby von einem 3746 Gramm schweren, noch ein 48 cm langes von einem 50 cm langen unterscheiden koennte. Mir faellt es weiter schwer zu beurteilen ob das ganze nun gut oder schlecht ist. Wichtige Informationen fuer mich als Aussenstehenden waeren also. Ist es gesund? Ist die Mutter gesund? Was hat es fuer einen Namen, und falls dieser nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen ist, ist es ein Junge oder ein Maedchen?

Ich bitte euch also nochmals mir zu erklären warum dies immer so detailliert und ausführlich kommuniziert wird und hoffe, dass ihr mich auch weiterhin nicht für ein gefühlskaltes Schwein haltet nur weil bei mir noch immer 48 Zentimeter einem halben Meter entsprechen.

Wir werden sehen wie lange noch!

Jetzt geh ich allerdings wirklich einmal zum Strand und genieße die letzten Stunden dieses herrlichen Sonn(en)tages!

Euer Martin

3 Kommentare:

  1. als frisch gebackene mutti möchte ich doch mal den maschinenbauingenieur in dir wachrütteln. es ist alles eine frage der verteilung und deswegen sind diese daten so wichtig. natürlich sind neugeborene etwa einen halben meter lang und hoffentlich 6 bis 8 pfund schwer, entscheidend sind die proportionen. 3000 gramm auf 52 cm ergibt ein athletisches baby, drahtig, sportlich. verteilen sich reichliche 7 pfund auf gerade mal 48 cm (wie bei meiner tochter) kannst du mit doppelkinn und speckfalten rechnen. die ganz genauen werte verraten also dem auskenner das maß der pummligkeit :)

    AntwortenLöschen
  2. Leztzens kam Richard zur Welt. Er ist ein Baby. Mama und Ihm gehts super. :-)
    Grüße aus Dresden - Markus.

    AntwortenLöschen
  3. Erklärungsversuche:
    1. Gudrun (oben) lügt, denn die Größe wird m.E. nur auf den ganzen Zentimeter festgestellt und das Gewicht maximalstens auf 10g genau.
    2. Gehen wir mal von 1cm- und 50g-genauen Angaben aus: Bei einer Größe von nem guten halben Meter und ca. 3kg sind das so um die 2%. Du weißt doch wieviel +/- 2% sein können. 1,75m oder 1,81m? 75kg oder fast 79kg?
    ...von anderen Körperteilen/Faktoren mal ganz abgesehen. :-)

    AntwortenLöschen